Update zum Basishonorar, November 2023

Der Einkommensverlust seit 2010 betraegt nun fast genau 25 %, das aktuelle Basishonorar liegt - trotz Erhöhung im Februar - ein Viertel unter dem valorisierten Wert von 2010. Eine weitere Erhöhung ist von der Geschaeftsführung nicht geplant. Dafuer werden die Kursgebühren im Frühjahr 2024 um 10 Prozent hinauf gesetzt. Bis vor kurzem wurde seitens der VHS so argumentiert: Eine Erhöhung der Honorare gibt es nur dann, wenn die Kursgebühren mitangehoben werden. Dies allerdings sei unmöglich, denn dann würden die Kurse zu teuer werden. Hinzu kommt verstärkend, dass die VHS eine soziale Einrichtung ist, die für jeden leistbar sein soll. Schöne und edle Worte, wären da nicht die Taten. Die Kursgebühren werden das zweite Mal binnen eines Jahres um 10 Prozent erhöht, ein (kumuliertes) Plus von 21 %! Solch kluge Maßnahmen lassen in Zeiten der Teuerungskrise neue Buchungsrekorde erwarten.

Im November noch soll der Gemeinderat über das Finanzierungsabkommen mit der VHS befinden. Man darf gespannt sein, ob der konsequent bildungsfeindliche Weg der VHS seine Fortsetzung findet oder ob man vielleicht doch einmal auf die Idee kommt, die HBA finanziell so auszustatten, dass die Lehrenden ordentlich honoriert werden (50+ als Minimalforderung) und jene, die die Matura und/oder ein Studium anstreben, sich die Kurse auch leisten können.

Bildung muss leistbar sein – auch für uns Kursleiter:innen

(mane)

Vom Honorar der extern Lehrenden an der VHS Wien[1]

Berufstätigen in nur einem Jahr den gesamten Stoff der Oberstufe vermitteln, Menschen mit Bildungsambitionen in kurzer Zeit auf ein Studium vorbereiten: Kurse in den Höheren Bildungsabschlüssen (HBA)[2] gehören zu den größten Herausforderungen im Bildungsbereich.

Dafür gibt es begeistertes Lob seitens glücklicher Absolvent:innen und Maturant:innen und anerkennende Worte des Programm-Managements der Bildungseinrichtungen. Sonst aber nix. Ganz im Gegenteil ein Honorar, dessen Kaufkraft sich im freien Fall befindet. Es ist in zwölf Jahren ein einziges Mal um einen ganzen Euro (!) pro Unterrichtseinheit erhöht worden. Das entspricht 3,3 % in 12 Jahren!

Die Jahre seit 2010: Neue Honorarsätze und ihre bemerkenswerte Trägheit

2010 sind die Tarife für Honorarkräfte an der VHS Wien vereinheitlicht worden. In der HBA wurden folgende Basissätze[3] für eine Unterrichtseinheit (UE) von 45 Minuten festgelegt: (BRP steht dabei für Berufsreifeprüfung, SBP für Studienberechtigungsprüfung)

Zudem werden 3 Euro je Einheit bezahlt, soferne man auch die E-Learningplattform Moodle bespielt.

Die Basissätze haben sich als erstaunlich träge erwiesen, im Jahr 2019 wurden sie um einen Euro erhöht, seitdem stagnieren sie bei

Von Leistung und Gegenleistung

Welche Leistungen von Kursleiter:innen (KL) werden damit honoriert? Die aktuelle Fassung der „Allgemeinen Vertragsbedingungen für KursleiterInnen und Vortragende („AVB“)“ gibt in 1.a., 2.a. und 2.b. darüber Auskunft, und um es gleich vorwegzunehmen, alles, einfach alles, all inclusive zum Niedrigsttarif: Vorbereitung, Unterricht, Nachbereitung, Korrigieren von Arbeiten und Prüfungen, Skripten und Prüfungsangaben erstellen, und, und, und. Hier die entsprechenden Passus aus den AVB:

1.a. Gegenstand des „Vertrages Unterrichtstätigkeit“ ist je nach vereinbartem Leistungsumfang

2.a. Das vereinbarte Honorar setzt die vollständige und ordnungsgemäße Leistungserbringung durch den/die KursleiterIn voraus und gilt als Pauschalhonorar mit welchem sämtliche Aufwendungen und Kosten der KursleiterIn abgegolten sind. Für entfallende Unterrichtseinheiten wird kein Honorar bezahlt.

2.b. Das Honorar deckt sämtliche Nebenleistung ab wie etwa: Vor- und Nachbereitung, Erstellung von Präsentationen und/oder Lehr-/Lernunterlagen, Evaluationen, Feedback an die VHS, Teilnahme an KursleiterInnen-Treffen bzw. fachspezifischen Treffen der VHS.

Nichts für schwache Nerven: Der reale Einkommensverlust seit 2010

Wenn das Einkommen über die Jahre gleich bleibt, dann schwindet aufgrund der Inflation die Kaufkraft. Wie hoch ist nun der Wertverlust des Honorars seit September 2010, jenem Monat, in dem zum ersten Mal die damals festgelegten Tarife bezahlt wurden?

Laut Wertsicherungsrechner der Statistik Austria[4] beträgt die Inflationsrate von September 2010 bis August 2022 satte 34,5 Prozent, also deutlich mehr als ein Drittel. (Das entspricht einer durchschnittlichen Inflationsrate von 2,5 Prozent jährlich).

Die Basissätze von 2010 sind demnach heute so viel wert:

das aktuelle Honorar grundelt dagegen bei:

Also um 9,35 Euro, bzw. 8,32 Euro, weniger als der Basissatz von 2010 heute ausmachen würde. Das ist ein Einkommensverlust von 23,2 %, bzw. 22,9 %! In anderen Worten: Unser Honorar als Kursleiter:in ist seit 2010 um fast ein Viertel geschrumpft.

Dafür sind die Anforderungen in Zeiten von Corona-bedingtem Distance Learning weiter gestiegen: Computer, Tablet, Software, Strom, Internet und vor allem mehr Zeit für die Kursteilnehmer:innen. Die Kosten dafür tragen wir Kursleiter:innen, zum Nulltarif für die VHS.

Was nun?

Die KL sind ein heterogenes Völkchen. Einige arbeiten neben-, andere hauptberuflich. Es ist klar, dass die Hauptberuflichen in eine existenzbedrohende Situation geraten oder bereits mittendrin sind. Weniger Kurse und die steigende Inflation setzen aber allen zu.

Zeit, dass wir ein Honorar einfordern, das unseren Leistungen gerecht wird! Die Minimalforderung muss das Niveau von 2010 sein, also ein Plus von 30 Prozent. Zudem ist eine Valorisierung unseres Honorars unumgänglich, da eine punktuelle Erhöhung die Inflationsdynamik und damit unseren Einkommensverlust nicht bricht.

Nachtrag:

Im Juli 2022 hat die VHS auf den Druck seitens der IG HBA (Interessensgemeinschaft der Höheren Bildungsabschlüsse) reagiert und wird die Honorarsätze um 2 Euro pro Unterrichtseinheit, das entspricht etwa 6,5 Prozent, anheben. Jedoch erst im Februar 2023.

Dieser Anstieg ist viel zu gering, da er nicht einmal die aktuelle Inflation von knapp 10 Prozent [5] (gegenüber dem Vorjahresmonat) abdeckt. Trotz Erhöhung bleibt das Honorar auf Talfahrt. „Die Geschäftsleitung scheint einen sehr speziellen Humor zu haben!“, so der Kommentar einer Kollegin. Nachdem zwölf Jahre lang das System HBA auf unsere Kosten betrieben wurde, hat sich die Geschäftsleitung für eine Fortsetzung und gegen eine Korrektur dieses Kurses entschieden. Wir fordern daher zwei Dinge: Eine sofortige Anhebung des Basistarifs um 40 Prozent und die Wertsicherung unseres Honorars gegen den Kaufkraftverlust!

Bildung muss leistbar sein – auch für uns Kursleiter:innen

(mane)

[1] Die Rede ist von „Die Wiener Volkshochschulen GmbH“, im folgenden immer als VHS Wien bezeichnet

[2] Dazu zählen die Berufsreifeprüfung und die Studienberechtigungsprüfung

[3] Quelle für Honorarsätze und ihre spätere Erhöhung: VHS Wien

[4] https://www.statistik.at/Indexrechner/Controller

[5] https://www.statistik.at/fileadmin/announcement/2022/09/20220916VPIAugust2022.pdf

Offenlegung

Dies ist der Blog der IG HBA – Wir sind Bildung.

Die IG HBA ist die Interessensgemeinschaft der Kursleiter:innen in den Höheren Bildungsabschlüssen, die im Juli 2022 gegründet wurde. Für diesen Blog zeichnet Markus  Neubauer, 1020 Wien, verantwortlich. Wer den Newsletter der IG HBA beziehen möchte, schreibe eine Mail an mail[at]ig-hba.at